Gerstunger Schüler zu Besuch in der französischen Botschaft in Berlin

14 Schüler und Schülerinnen kamen in der Projektwoche des Schuljahres 2022/2023 zusammen, um gemeinsam im Rahmen des „Bertrand Herz“ Wettbewerbes zu den französischen Häftlingsfrauen des KZ Abteroda zu recherchieren. Unsere gemeinsame Arbeit startete als ein kleines Projekt endete aber schlussendlich damit, dass wir in die französische Botschaft nach Berlin eingeladen wurden um dort unser Ergebnis zu präsentieren.

Donnerstag, der 19. Oktober 2023, 8:00 Uhr im Philipp Melanchton Gymnasium Gerstungen. 13 Schüler und Schülerinnen gehen zusammen mit ihren zwei Lehrern ein letztes Mal die Präsentation durch, bevor es nach Berlin gehen soll. Die Aufregung ist groß, genauso wie die Vorfreude. Doch beides soll sich schon bald noch weiter steigern.

Um 9:00 Uhr geht es zum Bahnhof, wo wir gemeinsam in den Zug nach Eisenach steigen.

In Eisenach können sich alle noch einmal mit Gebäck vom Bahnhofsshop eindecken, bevor es weiter nach Berlin geht.

Die reservierten Plätze sind in dem Ersatzzug, welchen wir nehmen müssen, leider nicht mehr gültig, sodass wir uns etwas verteilen müssen. Das soll sich im weiteren Verlauf unserer Reise aber nicht mehr weiter als Problem herausstellen. Viel beschäftigter sind alle damit, ihren Part der Präsentation noch einmal durchzugehen oder an der Begrüßung vor dieser zu arbeiten. Und so vergeht die Zeit im Zug recht schnell.

In Berlin angekommen ist jedoch trotzdem keine Zeit, sich weiter auszuruhen, denn schon geht es weiter mit der Straßenbahn. Dann noch ein Stück zu Fuß und wir sind schon im Hotel angekommen.

In der Lobby setzen wir uns zusammen, während unsere Lehrer die Zimmerkarten besorgen. Langsam steigt die Aufregung bei einigen ins unermessliche. Schließlich sind es nur noch wenige Stunden bis zu unserem großen Auftritt. Andere wiederum sind die Ruhe selbst. „Wird schon schiefgehen“, ist hier die Devise.

Dann bekommen wir unsere Zimmerkarten und können unsere Räume für die Nacht im A&O Hostel beziehen. Aber es wird sich nur kurz Zeit zum Einrichten gelassen. Schließlich muss man sich noch fertig machen. Anzüge, Kleider und Hemden werden angezogen, Schmuck wird angelegt und bei dem ein oder anderen Make-Up aufgetragen.

17:00 Uhr treffen wir uns in der Lobby und gehen gemeinsam los. Mit der U-Bahn fahren wir ein paar Haltestellen und dann ist es nicht mehr weit. Wir erreichen die Botschaft und sind alle merklich beeindruckt als wir durch die Sicherheitskontrolle gehen und schließlich von Coralie vom Hofe (Botschaftsmitarbeiterin) und Franka Günther (Projektorganisatorin) in den für den heutigen Abend vorgesehenen Raum gebracht werden. Ein großer Tisch mit ordentlich angeordneten Stühlen und einem großen Monitor. Welcher Ort könnte passender für unseren Vortrag sein?

Wir nehmen Platz und wenige Momente später werden wir mit dem stellvertretenden französischen Botschafter sowie der Mutter von Frau Günther (Historikerin), bekannt gemacht. Dann geht es los.

Erst wird unser Film gezeigt, bei welchem so einige Erinnerungen an die Projektwoche wieder hochkommen, bevor es weiter geht mit unserem Vortrag.  Auf französisch wird eine kleine Begrüßung gesprochen, bevor wir auf Deutsch weitermachen mit der Präsentation. Zum Glück läuft alles gut. Es gibt keine Hänger und nur kleine Sprachfehler, welche jedoch kaum auffallen. Zufrieden beenden wir unseren Auftritt und ernten viel Lob. Unsere Arbeit hat Eindruck hinterlassen. Und zwar bei allen Zuhörern. Sie sprechen von großer Dankbarkeit für unserer Arbeit und, dass wir Beachtliches geleistet haben. Wir haben Fakten ans Tageslicht gebracht, die zuvor noch nicht bekannt gewesen sind und darauf können wir stolz sein. Unser Werk ist gelungen.

Einen krönenden Abschluss bildet dann ein Anruf an die Überlebende Madame Fleury, zu welcher wir in der Projektwoche ebenfalls recherchiert hatten. Wir dürfen ihr Fragen stellen, welche sie freundlich beantwortet. Die meisten von uns sind völlig beeindruckt. Etwas über KZ-Häftlinge zu lesen ist doch etwas ganz anderes, als diese dann in einem Telefonat persönlich über ihre Erfahrungen berichten zu hören.

Nach diesem Erlebnis wird noch ein Gruppenfoto gemacht, bevor es zum Essen geht. Als Vorspeise gibt es Pizza und zum Hauptgang entweder typisch französisch „Hachis Parmentier“ oder für die Vegetarier Gnocchi mit Pesto. Mit dem Essen ist jeder vollkommen zufrieden. Der Koch hat ganze Arbeit geleistet.

Als nächstes geht es zu einem Vortrag von Raymond Renaud, welcher uns von seinen Erlebnissen im KZ Buchenwald berichtet. Auch wenn nicht alle von uns französisch verstehen, so ist es doch beeindruckend ihn reden zu hören. Mit seinem Humor und seinem freundlichen Gemüt geht die Zeit viel zu schnell um, in welcher er erzählt und als der Saal am Ende seines Berichtes in Applaus ausbricht ist er zu Tränen gerührt. Dabei ist die Standing Ovation mehr als gerechtfertigt. Mir wird Herr Renaud auf jeden Fall noch länger im Gedächtnis bleiben.

Beim Anschließenden Buffet essen die meisten unserer Gruppe nicht mehr all zu viel. Wir sind immer noch satt von dem uns zuvor servierten Essen, lassen uns aber nicht davon abhalten noch ein paar Gespräche zu führen, bevor es nach Hause ins Hostel geht. Wir sind schließlich alle müde.

Während die einen auf den gelungenen Abend noch etwas an der Bar trinken, gehen die anderen aufs Zimmer und lassen sich ins Bett fallen. Unsere Köpfe sind gefüllt mit den Eindrücken des Tages in Berlin, welchen wir so schnell nicht vergessen werden. Man erlebt es schließlich nicht alle Tage, in die französische Botschaft eingeladen zu werden.

Und was bleibt zurück? Ein großartiges Erlebnis, von welchem wir auf jeden Fall erzählen können. Wir sind allesamt beeindruckt. Nicht nur von der Botschaft, vor allem von den Erzählungen der Überlebenden. Wir freuen uns schon jetzt im nächsten Jahr wieder am Wettbewerb teil zu nehmen und vielleicht ein weiteres Mal zu gewinnen. Bis jetzt ist unser Ziel aber erstmal wieder Informationen zu beschaffen, welche bisher vielleicht noch unbekannt sind.

Denn weiterhin arbeiten wir unter dem Motto #everynamecounts.

(Text von Nele Baumgärtner)