TA GERSTUNGEN WILL NICHT LOSEN
Schulkonferenz stellt Sonderantrag, damit kein hessisches Kind am Gymnasium abgewiesen werden muss.
Eltern und Schüler werden bei der Kreisverwaltung beantragen, für das nächste Schuljahr einmalig vier fünfte Klassen bilden zu können. Der Vorstoß könnte Schwung in eine alte Debatte bringen.
Von Katja SCHMIDBERGER
GERSTUNGEN. Damit wäre wenigstens ein Jahr mit dem leidigen Losverfahren Schluss, das der Schule viel Bauchschmerzen bereitet. 66 Kinder aus Thüringen und 53 aus Hessen wollen nächstes Schuljahr aufs Philipp-Melanchthon-Gymnasium wechseln. Doch Schulleiter Gerald Taubert darf laut Kreistagsbeschluss nur 90 aufnehmen. Von vornherein gesetzt sind die Schüler aus dem Wartburgkreis und diejenigen aus Hessen, deren Geschwister bereits am Gymnasium in Gerstungen lernen. Nach den Ergebnissen des Probeunterrichts sollten Ende März eigentlich die Restplätze verlost werden. Doch die Schulkonferenz will den Versuch starten, wenigstens in diesem Jahr vier fünfte Klassen bilden zu dürfen, nicht nur drei.
Am Mittwochabend entschieden Lehrer, Schüler und Eltern in Gerstungen, einen einmaligen Antrag auf Vierzügigkeit zu stellen. Das wurde aus Elternkreisen bekannt. Begründet wird das damit, dass der stärkste Jahrgang (fünf zwölfte Klassen) in diesem Jahr sein Abi macht und damit genügend Räume und Lehrkräfte frei sind, um die vier Klassen zu beschulen.
Eigentlich konnten bis vor drei Jahren in Gerstungen immer vier fünfte Klassen gebildet werden. Dann kam im Zuge der Schulnetzfortschreibung der seltsame Vorstoß der Kreisverwaltung, das so beliebte Gymnasium zu schließen. Ein in der Thüringer Schullandschaft bislang einzigartiger Proteststurm und das Bekenntnis von Hessen und Thüringern, eine Einheitsschule zu sein, sicherte den Erhalt. In diesen Tagen ließ sich die Politprominenz damals gern um Stellungnahmen bitten. Die Ministerpräsidenten Roland Koch und Dieter Althaus (CDU) schalteten sich ein, der hessische Regierungschef forderte damals sogar eine inter-kommunale Kooperation über Landesgrenzen hinweg. Den schwarzen Peter schob Koch allerdings in Richtung von Wartburgkreis und Kreis Hersfeld-Rotenburg. Einig ist man sich nicht geworden, weil der Wartburgkreis nicht für die gesamte Beschulung der hessischen Kinder zahlen wollte. Die Hessen blieben bei Gastschulbeiträgen hart. Ein anderer Deal musste her. Die Zwangsmaßnahme folgte: Der Kreistag beschloss, das Gymnasium auf eine Dreizügig keit (also nur noch drei fünfte Klassen) zu begrenzen. Seitdem regiert das Los. Vielleicht diesem Jahr nicht.
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