Rede zu 100 Jahre höhere Bildung

Eine sehr amüsante Rede hielt zur Festveranstaltung der Kollege Arie Bardoel. Deswegen hier in voller Länge.

DIES IST DIE REDE ZUR FESTVERANSTALTUNG

100 Jahre höhere Bildung in Gerstungen“

vom Vertreter der Partnerschule in Breda, Arie Bardoel 

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Meine Damen und Herren, liebe Freunde,

wenn man jung ist, möchte man in der Welt herumkommen.

Und ich war jung – 1996 –

Und so hat es mich nach Gerstungen verschlagen.

 Mancheiner wird sich fragen: Warum das ödeblödeschnöde Gerstungen?

Wer so was fragt, hat wohl noch nicht das richtige Bewusstsein!

Zwei/drei Jahre vorher, hatten Kollegen die ersten Kontakte zustande gebracht. Es hat auf beiden Seiten keinerlei Zweifel gegeben an der

Richtigkeit des Unterfangens:

es hat sofort gefunkt, gezischt und geschnackelt.

 

Jetzt in fortgeschrittenem Alter, seien mir einige – mehr oder weniger persönliche – Rückblicke in die vergangenen 10 Jahre erlaubt.

 

Man kann sich denken, dass es hin und wieder Probleme gibt bei der personellen Besetzung: wer reist in diesem Jahr, welcher Kollege reist mit, solche Fragen, die gelöst werden wollen. Nachdem ich sechsmal hintereinander mit Schülern nach Gerstungen gekommen war, wollte ich mal ein Jahr aussetzen. Mein junger, vielversprechender Kollege Johan Harsevoort sollte das Geschäft übernehmen.

Als nicht mehr zu leugnen war, dass er gerade um die Zeit des Austausches – erstmals Vater werden würde -, hat er mich während einer ernsthaften Unterredung gebeten, noch einmal die Verantwortung für den Austausch zu übernehmen.

Ich war erleichtert.

Es hätte schlimmer kommen können: er hätte mich bitten können, seine Verantwortung als Vater zeitweilig zu übernehmen.

 

In den vergangenen Sommerferien war ich wieder mal in Weimar. Diesmal mit meiner Frau, privat, sozusagen inkognito. Nur die wenigsten Weimarer haben mich erkannt.

Zufälligerweise kamen wir an dem Ginkomuseum vorbei.

Da erinnerte ich mich an eine Begebenheit, die sich, ich glaube, 1998 vollzogen hat.

Es ist mit einer gewissen Scham, dass ich Ihnen darüber berichte.

Es ist eine Art Geständnis.

Als wir nach der Austauschwoche, schon reichlich von unseren jeweiligen Gastgebern beschenkt, die Heimreise antreten wollten, hat die damalige Schulleiterin, Frau Hofmann, uns als Abschiedsgeschenk einen jungen Ginkobaum mit auf den Weg gegeben. Er sollte einen ehrenvollen Platz auf unserem Schulhof in Breda erhalten.

Der Ginko, von Goethe in einem Gedicht liebevoll besungen, gehört zu den ältesten Bäumen der Welt. Zu den Dinosaurierzeiten hat es ihn schon gegeben.

Der Ginkobaum ist so resistent, dass in New York, wo in verkehrsreichen Straßen keine anderen Bäume mehr wachsen, der Ginkobaum wächst.

Und nach der Atomkatastrophe in Hiroshima ist nichts mehr da gewesen, alles war tot rundum. Aber im nächsten Frühjahr sind die Ginkobäume wieder ausgeschlagen und haben geblüht!

Nur…, den Mencia-Schulhof in Breda hat er nicht überstanden.

Der Baum war als Symbol gemeint für die starken Freundschaftsbande zwischen dem Philipp-Melanchthon-Gymnasium und dem Mencia de Mendoza Lyceum.

Zum Glück hat sich der Austausch als stärker erwiesen als sein Symbol, der

Ginkobaum.

 

In den letzten Jahren haben wir daraufhingearbeitet, dass auch mal hoher Besuch aus Gerstungen zu uns kommt.

über 10 Jahre hatten wir vergebens gehofft und geharrt.

Endlich war es dann so weit: wir durften die denkbar schwerste Delegation des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums empfangen: den Schulleiter, Herrn Gerald Taubert, den stellvertretenden Schulleiter, Herrn Gert Lindner und die Oberstufenleiterin, Frau Heidrun Weyh.

Dass in Gerstungen alles Mögliche möglich ist, das hatten wir natürlich längst geahnt, aber doch nicht das Unmögliche: eine Schulleitung bald ohne Schule!

Was versäumt wurde, muss unbedingt nachgeholt werden. Die Ironie will es aber, dass wir in den vergangenen Monaten fast eine Schule ohne Schulleitung waren.

Zum Glück ist seit dem 1. Oktober die neue Schulleitung vollständig im Amt. Sie lässt grüßen und gratuliert:

Sie brauche noch ein bisschen Zeit, ehe sie sich der anspruchsvollen Aufgabe des Empfangs der Schulleitung aus Gerstungen widmen könne.

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100 Jahre höhere Bildung in Gerstungen

Nur die letzten 11 Jahre haben wir sie, meistens aus der Ferne, manchmal auch aus nächster Nähe, miterleben können. Wir sind beeindruckt von dem, was hier zustande gebracht wurde. Wenn alle verantwortlichen Beamten und Politiker im Wartburgkreis ihre höhere Bildung in Gerstungen genossen hätten, hätte der Entwurf zum heiß diskutierten Schulnetz sicher von Anfang an vernünftiger ausgesehen.

 

Es ist wohl kein Zufall, dass die Schule der Einheit der „100 Jahre Höhere Bildung in Gerstungen“ in der Woche gedenkt, die mit dem 3. Oktober, dem Tag der deutschen

Einheit, anfängt.

Es hat sicher auch seine Berechtigung, dass wir, als Vertreter einer holländischen Schule, diesen 3. Oktober – sei es auch ein bisschen im Nachhinein – mitfeiern können.

Wird Holland doch von manchem als das 17. Bundesland bezeichnet.

Wenn man dazu bei uns ein Referendum, eine Volksabstimmung, abhalten würde, ich weiß nicht, wie das ausgehen würde.

Die vergangenen Monate haben gezeigt, welche Lebenskraft alle Beteiligten haben, wie viel Energie frei wird, wenn sie sich in ihrer Existenz bedroht fühlen. Dazu und zu dem Ergebnis gratuliert Ihnen allen das Mencia de Mendoza Lyceum aus Breda.

Die Zukunft scheint für die nächsten 100 Jahre gesichert.

 

Herzlichen Glückwunsch!