WERRAGrenzPark e.V. – Projekttag mit den Sechstklässlern des Gymnasiums Gerstungen

In diesem Jahr kamen etwa 80 Schüler*innen des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums an ihrem Projekttag ‚9. November‘ mit sechs Lehrerkräften nach Herleshausen. Mitglieder des WERRAGrenzPark e.V. warteten mit einem abwechslungsreichen Programm auf, das in zwei gegenläufigen Gruppen durchwandert wurde.

Am Bahnhof und am nahegelegenen Gedenkstein erfuhren die Jugendlichen von den Spätheimkehrern, die 1955/56 in Herleshausen nach langer sowjetischer Kriegsgefangenschaft herzlich begrüßt wurden. Den beginnenden Grenzaufbau nach 1945, den Verschwisterungsbrunnen und die Tafel ‚Wenn Wunden Wunder werden‘ gab es am Place de Cléder zu entdecken. Drei auf Vollmast gehisste Flaggen, welche besondere Ereignisse in das Bewusstsein der Bevölkerung bringen, wurden wahrgenommen.

Die Doppeldeutigkeit des Tages

Die geschichtliche Einordnung visualisierte der Zeitstrahl an der Schulwand. Deutlich zeigt er, wohin die nationalsozialistische Regierungszeit unter Adolf Hitler führte. An der Karl-Fehr-Tafel vorbei ging es zur ehemaligen Synagoge. Dort berichteten Tafel und Banner über den dunklen Abschnitt unserer Geschichte. Der Davidstern, zwei verflochtene, gegenläufige Dreiecke, ist ein Zeichen dafür, dass sich Himmel und Erde berühren sollen, damit das Leben gelingt. Zum Glück gibt es immer wieder kleine menschliche Zeichen, die Gutes bewirken.

Vor der kath. Kirche bot die Dankesgrotte ein weiteres Zeichen auf unserem Weg durch die Deutsche Geschichte. In der Allee ließen Schüler sieben Linden als stumme Zeugen darüber sprechen, was sie in den rund 100 Jahren ihres Daseins beobachten konnten. Dazu boten Bilder auf der Schautafel einen Blick in die Vergangenheit und am Kunstwerk ‚Aus der Enge in die Weite‘ konnte man das Aufbrechen der innerdeutschen Teilung erspüren. Mitten auf der Lauchröder Brücke teilten sich die Schüler*innen dann auf, je nach Wurzeln zur Ost- oder Westseite oder sie blieben in der Mitte, da es sie doch nur aufgrund der Grenzöffnung gab. Hier konnten wir fast drei gleichstarke Ansammlungen wahrnehmen – welch ein schönes Zeichen für das Zusammenwachsen. Die zweite Gruppe inszenierte auf der Brücke eine „Ost-West-Betrachtung“ mit den Perspektiven einer Lauchröderin und einem Herleshäuser. Die Kinder ergänzten mit ihren Erkenntnissen, die ihnen bereits von den Eltern und Großeltern vermittelt wurden.

Die geschichtsträchtige Brücke, die uns verbindet

Bis zur Eltemündung wurde der ehemalige Grenzstreifen ‚beleuchtet‘, bevor man in der Kirche auf Christian Bremer traf, der sie für uns in einen Wohlfühlort verwandelt hatte. Sein Wortspiel zu den Grenzzäunen rund um seinen Heimatort beeindruckte: „Ich war wohnhaft in Lauchröden und lebte in Wohnhaft in Lauchröden“. Die Schüler sangen den Kanon ‚Bruder Jakob‘ in Deutsch, Englisch, Französisch, Latein und das Martinslied – passend zur Kirche St. Martin.

In der heimeligen Martinskirche

Unterwegs hatten die Jugendlichen Signalwörter gesammelt, die nun wiederholt wurden. Es sind kleine Puzzleteile, die sich im Laufe des Lebens zu einem Bild zusammenfügen werden – Freiheit – Verschwisterung – Wir sind das Volk – Ein stilles Vorbild – Davidstern – Dank – Diktatur – Der Eiserne Vorhang – Demokratie. Am WERRAGrenzPark sollte das letzte Signalwort – Das Loch im Eisernen Vorhang – Inhalt bekommen.

Dem an der Brücke gelesenen Ausspruch wurden wir gerecht: Ihr Deutschen habt etwas erlebt, wie selten ein anderes Volk. Erzählt es weiter, vergesst es nicht und seid dankbar dafür! Mit der ‚Schule der Einheit‘ durften wir Segensspuren zwischen Himmel und Erde erfahren, die wir uns erhofften, als wir mit dem Aufbau des WGP begannen – in unserem geschichtsträchtigen, grenzenlosen Werratal.

Die Grenzparkler