Ein Ausflug unter dem Projekt Uni-Schule steht heute ganz im Sinne des Lateinunterrichtes. So fuhren wir als Teil des Lateinleistungskurses der 12. Klasse mit Frau Meincke-Krause nach Erfurt. Dort durften wir nicht nur im Hörsaal und der Mensa Studentenluft schnuppern und das Essen genießen, es stand natürlich auch Bildung auf dem Programm.
Nach einer kurzen Eröffnungsrede erhielten wir einen historischen Überblick über das erste Jahrhundert nach Christus; genauer: die frühe Kaiserzeit des alten Roms, womit gleichzeitig die Thematik des heutigen Tages umrissen wurde. Wie war die römische Gesellschaft aufgebaut? Worauf stützte der Kaiser seine Macht? Wie funktionierte das römische Staatswesen in der Umbruchszeit von Republik zum Kaisertum? Diese Fragen wurden uns erläutert und stellten somit die Rahmenbedingungen für die beiden einstündigen Seminare, die man anschließend wahlweise besuchen konnte und in Lehrräumen der Uni abgehalten wurden. Zur Auswahl standen dabei ein Tatenbericht des Augustus, Erwachsenwerden bei den Römern, Erbschleicherei und Geselligkeit in der römischen Aristokratie und schließlich die Lebensweisheiten des Publilius Syrus.
Wir entschieden uns einstimmig für die letzten beiden: Zunächst erhielten wir einen Einblick in das Leben von römischen Aristokraten bzw. Politikern. Daraus entwickelten wir dann im Gespräch das, was ein Römer unter Freundschaft verstand. Nicht etwa gleiche Interessen oder Sympathie füreinander, sondern das Streben um Ansehen. Offenbar galt im alten Rom vor 2000 Jahren schon das „Facebookprinzip“: Je mehr Freunde ich habe, desto cooler und angesagter bin ich! Da das damals nicht mit ein paar Klicks möglich war musste man sich die Freunde eben erkaufen: man inszenierte Freundschaften durch obligatorische Morgengrüße, Gastmähler und pompösen Prunk. Das Ansehen in der Gruppe und der damit verbundene Gesellschaftliche Rückhalt war damit das höchste Ziel. So erhielten wir einen Einblick in die Mentalität und den Alltag römischer Politiker.
Dann ging es nach einer kurzen Pause zum zweiten Seminar. Um die Sentenzensammlung von Publilius Syrus besser zu verstehen erfuhren wir zunächst etwas über die Dramenuntergattung Mimos. Das sind meist kürzere dialogische Stücke, bei der die Schauspieler (für die Antike unüblich) ohne Masken auftraten. Deshalb mussten nun Frauenrollen auf der Bühne auch (ebenfalls für die Antike unüblich) von Frauen gespielt werden, was in der Kaiserzeit die Mimen aufgrund der auch obszönen Möglichkeiten sehr populär machte. Die Sentenzen sind nun kurze Sätze, Sprüche oder Weisheiten, die aus diesen Mimen stammen. Teilweise völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind diese meist Allgemeingültig und damit zeitlos. Schließlich nutzten wir unsere Fähigkeiten und übersetzten einige lateinische Sprüche. Manche Lebensweisheiten kennt man bereits zumindest sinngemäß:
„Homo semper aliud, fortuna aliud cogitat.“ – „Der Mensch denkt immer das eine, das Schicksal das andere.“
Dies kann man gut mit den deutschen Weisheiten vergleichen: „Es kommt immer anders als man denkt.“ oder „Der Mensch denkt, Gott lenkt.“
Es lohnt sich also auch Sprüche aus längst vergangenen Zeiten unter die Lupe zu nehmen und auf ihre Aktualität zu untersuchen.
Mit diesem Wissen widmen wir uns schließlich einer warmen Mahlzeit in der Universitätsmensa und machen uns wieder auf den Heimweg.