Ikarus

Eine Zusammenfassung der Geschichte:

Ikarus und dessen Vater Daedalus sind im Labyrinth des Minotauros in Gefangenschaft. Da König Minos Land- und Seeweg kontrolliert, bleibt den beiden also nur die Flucht durch die Luft. Daedalus konstruiert – inspiriert von den Vögeln – Flügel aus einem Gestell, an dem mit Wachs Federn angeklebt sind, für sich und seinen Sohn, der bald darauf damit anfängt mit diesen zu spielen. Am Tag der Flucht warnt der Vater seinen Sohn: „Fliege nicht zu tief, sonst verschlingt dich das Meer! Fliege nicht zu hoch, sonst schmilzt das Licht der Sonne das Wachs, das deine Flügel zusammenhält! Fliege in der Mitte und bleibe immer dicht hinter mir!“ Doch überwältigt von dem Gefühl endlich frei zu sein, endlich fliegen zu können, wird Ikarus leichtsinnig, fliegt zu hoch und stürzt ab. Sein Vater kann nur noch die Leiche bergen.

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Erklärung der einzelnen Teile:

Der Prolog

beschreibt die Vorgeschichte:

  • Dass der einzige Fluchtweg der Himmel ist, da sie hier niemand erreichen kann;

  • Dass Daedalus‘ Vorbild für die Flügel die Vögel sind;

  • Dass er von dem Ehrgeiz aus der Gefangenschaft zu entkommen getrieben, ja sogar „beflügelt“ wird;

  • Dass der Vater seinen Sohn unterweist: fliegt er zu hoch, verbrennen seine Flügel, fliegt er zu tief, beschwert das Wasser diese und er stürzt ebenso ab.

  • „Streben“ steht dabei in dem Zusammenhang, nach etwas Höherem (dem Himmel) zu greifen, was einem nicht zusteht.

  • Das Wasser zu „Suchen“ bedeutet, etwas auf den Grund zu gehen, zu neugierig zu sein, dass dies einen vollends verschlingen kann, wenn man zu tief eintaucht.

  • „Fliegen“ im Sinne von „schweben“ ist dabei der Kräfteausgleich, die Balance zwischen den Extremen, die man finden sollte.

  • Die letzten beiden – zugegebenermaßen etwas poetischen Sätze – stammen nicht aus unserer Feder. Er ist als freie Arbeit unter http://www.fanfiktion.de/s/4b3fb06d000125980c90138a veröffentlicht worden. Die Stelle erschien uns sehr passend, weil es bereits einen Ausblick auf das Bevorstehende bietet: das Aufsehen Ikarus‘ zur Sonne als Symbol, dass bereits hier ins Ziel gefasst ist, die Grenze auszureizen, das Unerreichbare zu erreichen. Ihre Energie ist gleichzeitig allerdings als Aussicht auf die Gefahr zu sehen, die droht, da sie das Wachs der Flügel schmelzen wird. Schon hier kann man die Hybris – die Selbstüberhebung beim Anspruch auf etwas Göttliches – des Protagonisten erkennen.

Der Epilog

ist bewusst so kurz wie möglich, um die ganze Verzweiflung der eigentlich tragischen Figur – des Vaters, die sich nicht nur auf Trauer, sondern auch auf Schuldgefühle, Hilflosigkeit, Ausweglosigkeit und Selbstkritik stützt, auszudrücken und der ganzen Sprachlosigkeit der sich selbst erklärenden Situation gerecht zu werden. Außerdem markiert er das Ende der Geschichte.

Der aufsteigende Pfeil

stellt bildlich den physischen wie psychischen Höhenflug des Ikarus dar und bildet entsprechende Lebensweisheiten ab. Die ersten beiden von Che Guevara und Henry Ford ermuntern dabei zu Aktionismus und Courage, etwas neues auszuprobieren, denn ansonsten findet keine Entwicklung, kein Fortschritt statt. Dies und/oder ähnliche Gedanken könnten Ikarus durch den Kopf gegangen sein, als sich seine Befähigung zum Fliegen zum Höhepunkt der Hybris wandelte. Das chinesische Sprichwort ist dabei eine leise, vorsichtige Mahnung vor blindem Eifer, welche die Hauptfigur der Geschichte ignoriert hat.

 

Der absteigende Pfeil

ist Sinnbild für den Sturz Ikarus. Seine Zitate zielen darauf ab, bei allem was man tut, Vorsicht walten zu lassen um sich nicht selbst der Gefahr der Selbstüberhebung auszusetzen. Dabei ist auch immer die Schattenseite des Tuns zu betrachten. Besonders Einsteins Zitat trifft dies besonders deutlich: Was können wir von dem technischen Fortschritt halten, wenn wir uns dadurch selbst vernichten können? Ist die moderne Menschheit nicht selbst schon überheblich genug sich allein dadurch über Gott zu stellen?

Die Einrahmung beider Pfeile durch Pappe begrenzt den vorbestimmten Weg, wenn man sich anmaßt, zu hohe Ziele zu erreichen. Der nicht eingerahmte Pfeilkopf lässt dabei jedoch den Ausgang der Entwicklung offen.

 

Gipsfigur und Hintergrund

sind eine Momentaufnahme aus dem Sturz Ikarus‘. Seine ungewöhnliche Körperhaltung stellt die Hilflosigkeit jeder Bewegung in dieser Situation dar.

 

Der eine Flügel der Figur ist unversehrt: weiß als Farbe der Schwäne, denen Daedalus die Federn entnommen hat, die braunen Flecken sind Federn von anderem Federvieh. Der zweite Flügel, ist durch die Sonne teilweise verbrannt und deshalb kleiner und dunkler. Die blaue Fläche mit den gelben Sternen ist eine Andeutung auf die EU-Flagge. In Anbetracht der Finanz- und Wirtschaftskrise mag dies eine Andeutung auf den drohenden „Absturz“ der europäischen Währungsunion sein.

Der Hintergrund zeigt durch seine Farbgebung die hellere Seite des Lebens und die dunklere des Todes. Die Figur auf der helleren Seite stellt Daedalus dar und, dass er noch am Leben ist. Die überdimensionale Sonne strahlt durch ihre kräftigen Farben eine Bedrohung aus während das Meer in unterschiedlichen Blautönen schimmert um die Tiefe darzustellen.

Wer hoch steigt, fällt tief.

Diese Volksweisheit trifft nicht nur einen physikalischen Grundsatz aus. Jeder der etwas erreicht, dem kann dies auch genommen werden. Das geht uns so, aber auch genauso Personen aus der Vergangenheit. Man nehme nur einmal Wulff, Napoleon, Alexander der Große,… Die Geschichte ist also schon alt und trifft jeden. Allen gemeinsam ist das Fehlverhalten, in dem ihr Erfolg ihren Höhepunkt erreichte. Sie alle erlitten das, was der Philologe eine Hybris nennt. Der Glaube sich über gewisse Gesetze – vielleicht sogar die Götter selbst – hinwegsetzen zu können, ohne mit den Konsequenzen zu rechnen. Hier schließt sich die zweite Volksweisheit an, die beinahe untrennbar mit der ersten in Verbindung steht und dabei aber diesem Punkt, der Selbstüberschätzung gerecht wird:

Hochmut kommt vor dem Fall.


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2012

Auf dem Gruppenfoto von r. nach l.:Adrian Mehner, Sandra Krause, Sabrina Hof, Angelina Sinn, Yu Hui Lu, Alexander Stauffenberg, Larissa Virnau, Dominik Häde, Andreas Ruhl, Andreas Körner