Die Bakchen – Ein Stück von Euripides

EINE WEITERE GRANDIOSE AUFFÜHRUNG  

thebak01Die Theater-AG unserer Schule hat ein weiteres Mal ihr Können unter Beweis gestellt. Unter Leitung Herrn Krauses wurde das antike Stück „Die Bakchen“ aufgeführt. Daniel Rossbach verfasste hierzu einen Artikel der auch in der TLZ zu finden war.

Gerstungen. (ep/dr) Im Melanchthon-Gymnasium Gerstungen spielte die Theater AG des Gymnasiums am Sonntagabend Euripides Stück „Die Bakchen“.
Die Besucher der Aufführung konnten dabei ungewöhnliche klänge vernehmen, da der Text – zu Teilen und übersetzt – im griechischen Original gesprochen wurde. Die Inszenierung von Lehrer und AG-Leiter Clemens Krause wollte nicht nur darin an antike Aufführungspraxis anknüpfen: Die Bakchen wurden im Dionysos-Theater von Athen 404 a.D. uraufgeführt.
Die Handlung ist leicht zusammenzufassen: Pentheus, König von Theben, verweigert dem Gott Dionysos die gebührende Achtung und wird von diesem gerichtet; er wird im Rausch von seiner Mutter Agaue zerrissen. Diese Handlung war dem Publikum des Dichters jedoch ohnehin bekannt, es konzentrierte sich darauf, wie diese Geschichte vorgeführt werden wird.
Das eigentliche Thema der „Bakchen“ Euripides ist, dass in einer Auseinandersetzung zwischen übersteigerter Rationalität und übersteigerter Irrationalität beide Varianten auf eine Katastrophe hinauslaufen. Personifiziert sind die überhebungen in Agaue und Pentheus. In der Schlussszene des Stückes erkennt Agaue, aus dem Rausch erwachend, was sie getan hat. Naemi Simon brilliert in dieser Szene äußersten Schmerzes mit einer herausragenden schauspielerischen Leistung, die im Publikum buchstäblich zu Gänsehaut führten. Dieses Mitleiden, das zu Nachdenken über den Stoff führen soll, ist ein wesentliches Element antiken Theaters. Durch intensives miterleben der Affekte und die Reflexion über sie soll zur Katharsis, Reinigung, führen.
Für die Gerstunger Aufführung arrangierte Krause den Text neu und verwendete dabei neben den griechischen Originaltexten die übersetzungen Ernst Buschors und Raoul Schrotts. In den hervorstechenden Einzelrollen reüssierten unter anderem Naemi Simon als Agaue; Michael Grau als Pentheus und Manuel Langheld als Dionysos. Die insgesamt 16 Mitglieder des Ensembles besetzten darüber hinaus den Chor – bestehend aus Anhängerinnen des Gottes, eben den Bakchen – der in antiken Tragödien als Kommentator des Bühnengeschehens wichtig ist.
Das Premierenpublik nahm das Stück mit großem Beifall auf. Allerdings war den Zuschauern die Beklemmung, die das Finale des Stückes auslöste, deutlich anzumerken. Dazu trug auch die Distanz bei, die zwischen einem modernen Publikum und einem antikem Text besteht. Der Inszenierung des Gerstunger Ensembles gelang es aber, die Konflikte, die Euripides aufzeigt und die in ihrem Kern noch heute aktuell sind, 2400 Jahre nach Entstehung des Stücks zu vergegenwärtigen.
Die Arbeit in einer Theatergruppe hat in Krauses Augen jedoch auch einen Wert, der über die einzelne Aufführung hinausgeht. So erleben die Schüler, wie durch die Auseinandersetzung mit einem Text Literatur lebendig wird. Allen Schwierigkeiten, die in den Monaten der Proben durchaus auftreten, zum Trotz, gelang es der Gruppe, sich weit von zu Recht belächeltem Schülertheater zu entfernen. Theaterspielen ist dabei auch Persönlichkeitsbildung, die Arbeit an einer Rolle hilft den jungen Schauspielern, selbst einen individuellen Charakter und Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Weitere Aufführungen finden am Mittwoch dieser Woche in der Aula des Gymnasiums (20:30 Uhr) sowie bei den Südthüringer Schultheatertagen und bei Gastspielen in Baden-Baden und Karlsruhe statt.     © Daniel Roßbach
Veröffentlicht: TLZ 23.4.2008