Llanfairpwllgwy

SIE VERSTEHEN NUR BAHNHOF? DANN LOHNT SICH EINE REISE NACH WALES!

Wales, das kleine keltische Land im Westen Großbritanniens, ist ein echter Geheimtipp. Es ist weitaus weniger bekannt als seine Nachbarländer Irland und Schottland und wird  oft zu Unrecht als ein Teil Englands betrachtet. Wer von dort einreist, merkt jedoch gleich, dass er ein anderes Land betritt: Landschaft und Vegetation ändern sich, die Straßenschilder werden zweisprachig, überall sieht man den roten Drachen – eines der walisischen Nationalembleme. Was es mit diesem auf sich hat und noch vieles mehr – genau das wollten 40 Schüler und 4 Begleiter des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums Gerstungen auf ihrer Studienreise im September 2010 erkunden.
Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, bedarf es schon eines luxuriösen und natürlich doppelstöckigen Reisebusses, der auf den schmalen Straßen und in den idyllischen Ortschaften zur Geltung kommt. Mit diesem sowie reichlich Aufgabenstellungen und natürlich bestens motivierten Schülern und Lehrern ging es von Gerstungen nach Calais, mit der Fähre nach Dover und anschließend nach Windsor Castle, dem größten privaten und ältesten durchgängig bewohnten Schloss der Welt.
Die Spannung stieg – die Gastfamilien warteten bereits am frühen Abend in Colwyn Bay im nördlichen Wales. Der Norden wird von den Walisern selbst als das „richtige Wales“ betrachtet, da hier die walisische Sprache und Kultur dem Besucher am lebendigsten begegnen.
Doch bevor es richtig walisisch wurde, führte uns unsere erste Tagestour zunächst nach Chester. Ein Rundgang entlang der Stadtmauer zeigte uns die wundervoll erhaltene mittelalterliche Altstadt, bevor es am Nachmittag auf die Spuren der Beatles nach Liverpool ging.
Malerische Naturlandschaften und traumhafte Filmkulissen bietet der Snowdonia Nationalpark. Mit der Snowdon Mountain Railway ging es zur Bergspitze, die üblicherweise wolkenverhangen wenig Sicht erlaubt, doch wir kamen in den seltenen Genuss einer atemberaubenden sonnigen Aussicht.
Windig empfing uns das Seebad  Llandudno am darauffolgenden Tag. Hier wandelten wir auf den Spuren von „Alice im Wunderland“ und unternahmen einen Strandspaziergang.
Danach statteten wir Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllandysiliogogogoch einen kurzen Besuch ab. Ein Foto auf dem Bahnsteig mit den zweitlängsten Ortsnamen  der Welt ist ein absolutes Muss.
Auf der Rückfahrt legten wir einen Stopp im malerischen Caernarfon ein, um einen Blick auf das Schloss werfen zu können, in dem Prince Charles gekrönt wurde.
Am nächsten Morgen hieß es von den Gastfamilien Abschied nehmen. Bevor wir Nordwales verließen, erklommen wir Harlech Castle, eine der imposantesten Burgen in Wales, hoch über dem Meer auf einem Felsen gelegen.
Die Fahrt durch den Brecon Beacon Nationalpark mit zahlreichen Fotostopps brachte uns dann nach Cardiff, der Landeshauptstadt.
Hier erkundeten wir am nächsten Morgen das Castell Coch vor den Toren der Stadt. Wir fühlten uns ins Mittelalter zurückversetzt. Noch mehr aus der Geschichte erfuhren wir bei einem Rundgang durch das Freilichtmuseum in St. Fagans.
Ein absoluter Kontrast zu den Zeugnissen längst vergangener Zeiten bildete der Ausflug in die Cardiff Bay mit ihren futuristischen Bauwerken.
Selbstverständlich blieb noch genügend Zeit,  um das Stadtzentrum selbst zu erkunden.
Auch der letzte Tag auf den Britischen Inseln hielt noch einige Höhepunkte für uns bereit. Die Hauptstadt London erwartete uns und auch den Papst! Dem Verkehrschaos konnten wir glücklicherweise fast entgehen und hatten so genügend Zeit, die Stadt zu Fuß oder mit der U-Bahn zu erkunden. Erschöpft, aber mit vielen bleibenden Eindrücken traten wir dann die Heimreise an.
Das kleine Land weckte die Lust auf mehr …
P.S. Und wer sich bei Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllandysiliogogogoch fast die Zunge gebrochen hätte, dem sei die gebräuchliche Abkürzung Llanfair PG ans Herz gelegt ☺.

Jutta Bachmann