Sehr geehrter Herr Lindner, liebe Gäste, liebe Schüler,
Per aspera ad astra. – Mit Eifer zu den Sternen.
So ein lateinisches Zitat aus dem alten Rom. Auch heute wollen wir einen Menschen verabschieden, der sicher sehr eifrig war. Jedoch, und dies ist wirklich außergewöhnlich, hat er es tatsächlich zu den Sternen geschafft.
Ich erinnere mich noch recht genau an die ersten Tage an dieser Schule. Man tritt durch diese riesige Tür dort hinten, blickt in dieses Atrium, fühlt sich so klein und unbedeutend. Nervös blickt man sich um, weiß nicht genau, wo man hingehen soll. Und irgendwer meinte am Vortag auch noch, dass wohl unser Klassenlehrer nicht da wäre.
Doch trotz Chaos hat man ein Ziel vor Augen : Den Vertretungsplan. Mit fachlicher Präzision sind hier alle Veränderungen genau vermerkt. Plötzlich fühlt man sich nicht mehr so unwissend, eben gut informiert über den Tag. Doch fragte ich mich immer wieder, wie das eigentlich kommt ?
Warum hängt dort immer wieder, jeden Tag auf das Neue, eine neue Übersicht ?
Doch auch dieses Geheimnis sollte nicht lang verborgen bleiben. Bald schon saß man im Klassenraum, der Fachlehrer wollte und wollte nicht erscheinen.
Da betrat jemand den Raum. Ein Lächeln tragend, im Anzug, mit Krawatte und Hemd.
Aus der letzten Reihe flüsterte jemand : „Das ist der Stellvertretende !“
Mit außergewöhnlich guter Laune überbrachte er uns eine Aufgabenstellung.
Das war er also, der Mensch, der immer bescheid wusste, der Herr des Management.
Ich selbst hatte leider nicht das Glück mit ihm Unterricht zu haben. Doch wer kennt ihn nicht ?
Astro-Gerd ist ein fester Bestandteil des Schullebens hier in diesem Haus.
Bei ihm lernt man etwas über Alpha Centaury, die Sonne, die Planeten, eben über alles, was Lichtjahre entfernt liegt. Und all dies versteht er plausibel zu erklären.
(In einem Buch ist zu lesen, eine Gleichung ist auf dem Papier lösbar, aber der Mars liegt leider ein wenig weiter entfernt.)
Und kommt trübe Stimmung auf, so versteht er es, mit einer locker-witzigen Bemerkung für Abwechslung zu sorgen.
Doch ist er nicht nur ein Mensch für frohe Zeiten. Auch an Regentagen ist er zur Stelle. Sei es die übliche Durchsage „Es ist Hauspause im Atrium“ oder die Unterstützung in schweren Zeiten.
Er erhielt diese Schule mit, half mit, die Schließung abzuwenden.
Man kann sagen, dass jede Höhe und Tiefe mitgenommen wurde. Sei es die Zeit als Schulleiter während der Abwesenheit Herrn Tauberts oder die unzähligen Schulfeste, zu denen auch immer eine kurze Ansprache seinerseits gehörte.
Und letztendlich rundet der Name das Bild dieser Person ab. Die Linde als zentraler Platz, an dem man sich trifft, der Punkt, an dem alle Fäden zusammen laufen, das Zentrum einer Galaxie.
So ergibt sich ein Gesamteindruck eines Menschen, der in besonderer Art und Weise gewirkt hat. Stets gut aufgelegt, zum Weihnachtskonzert auch gern mit Weihnachtsmannkrawatte, trat er auf.
Ja, heute geht ein Stück PMG. Herr Lindner, sie hinterlassen eine Lücke, die schwer zu schließen sein wird. Der Gedanke an ein leeres Büro, ganz hinten rechts im Altbau, stimmt traurig.
Vorerst fehlt nun ein Teil dieser Schule.
Im Namen aller Schüler möchte ich mich bedanken, bedanken für unzählige Sternbilder, bedanken für unzählige Auftritte, bedanken für die beständige gute Laune.
Behalten Sie Ihre lebensbejahende Einstellung, lassen Sie den Kopf nicht hängen.
Es verdient hohe Anerkennung, sich nach zwölf Jahren Schulunterricht und dem Abitur dazu zu entschließen, die Schule weiterhin zu besuchen. Sie gingen einen Weg, der heute vielen Menschen zu anstrengend ist und dies ehrt Sie.
In diesem Sinne wünschen Ihnen die Schüler des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums alles Gute für den weiteren Lebensweg. Wir freuen uns über jeden Besuch, sei es zu Konzerten oder Studienfahrtabenden.
Es gibt Menschen, die versuchen ihr ganzes Leben lang, etwas zu erreichen, schaffen es jedoch nicht. Sie haben jetzt schon viel erreicht.
Wie es Vergil einst sehr schön sagte :
„Sic itur ad astra. – So steigt man auf zu den Sternen.“