TLZ 06.10.2007

TLZ  Der Grenzgänger war da

Schriftsteller Landolf Scherzer las im Gymnasium Gerstungen vor Schülern


Gerstungen. (tlz) Gespannte Stille herrschte am Donnerstagabend im vollbesetzten Atrium des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums, als Uwe Becker und Landolf Scherzer das Podium betraten. Der Vorsitzende des Schulfördervereins, der das Projekt anlässlich der „Tage der Einheit“ unterstützt, war glücklich, den Schriftsteller zur Autorenlesung mit seinem wohl auch dem Anlass entsprechenden Buch „Der Grenzgänger“ begrüßen zu können. Der Autor hatte am Vorabend noch in Würzburg gelesen.
Landolf Scherzer, der zum zweiten Mal in Gerstungen weilt, besann sich zu Beginn noch einmal auf die jüngere Ceschichte des Gymnasiums. Er habe seinerzeit, als es darum ging, die einzige deutsch-deutsche Schule zu schließen, Plakate als Ausdruck des Kampfeswillens vemisst. Er freue sich dennoch und dankte allen, dass der eingeschlagene, wenn auch langwierigere Weg der Diplomatie dann doch zum Ziel geführt habe.
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„Gerade aufgrund der neueren und noch immer präsenten Geschichte das Gymnasiums werden die jedes Jahr veranstalteten „Tage der Einheit“ deshalb als Notwendigkeit gesehen, betonte Oberstufenleiterin Heidrun VVeyh im Gespräch.
Landolf Scherzer hatte sein Buch vor zwei Jahren veröffentlicht, nachdem er zuvor einen 1000 km langen Marsch Im ehemaligen Grenzgebiet absolviert hatte. 400 km entlang der Grenze und 600 km rechts und links hinein ins Land sei er gegangen, um die Menschen diesseits und jenseits der Grenze zu befragen, wie sie die Einheit in den letzten 15 Jahren erfahren und erlebt hatten. Nachdenklich, teilweise kurios, aber auch zum Teil belustigend waren die äußerungen der Menschen zu ihren Nachwendeerfahrungen.

Mit solchen Zitaten wie zum Beispiel ..“Wir hätten die Grenzanlagen als Touristenattraktion stehen lassen sollen, die Chinesen haben ihre Mauer ja auch nicht abgerissen“ hatte Landolf Scherzer seine lockere Lesung immer wieder auch mit lustigen Begebenheiten und witzigen EinIagen gewürzt, sodass die anfänglich gespannte Stille dann doch von verhaltenem Lachen und Schmunzeln durchbrochen wurde.
Im Gespräch vor seiner Lesung hatte der Autor betont, dass er, wie viele andere Im Land, nicht glücklich darüber sei, dass dieser deutsche Geschichtsabschnitt den jungen Menschen nicht besser vermittelt wird. Die jüngeren Ostdeutschen interessierten sich schon für den ehemaligen Grenzverlauf und das Leben der Bürger dort, während die jüngeren Westdeutschen eher Fragen zu den technischen Details der Grenzanlagen hätten. Resümee: Insgesamt ist die Aufarbeitung dieser Problematik, insbesondere durch die Bildungspolitik. unbefriedigend!