Politikwissenschaftlerin Ellen Esen

Thüringer Allgemeine vom 06.03.2007

Gymnasium Gerstungen organisierte Vortrag über Tricks von Neonazis

GERSTUNGEN (pm). Die Politikwissenschaftlerin Ellen Esen aus Karlsruhe hielt am Philipp-Melanchthon-Gymnasium unlängst einen Vortrag. Methoden und Ziele rechtsextremer Kameradschaften und Parteien und ihre Anwerbetricks speziell bei Jugendlichen waren das Thema.


Wahlerfolge extremistischer Parteien – wie von NPD und DVU in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern – seien meist nur sichtbare Folgen gesellschaftlicher Entwicklungen, deren Zentren anderswo lägen, argumentierte die Schule. Zu nennen seien beispielsweise die Unterminierung von Jugendclubs und Sportvereinen durch Mitglieder der Nazi-Szene. Verantwortlich für das Zurückdrängen solcher Versuche seien in erster Linie die demokratischen Parteien und ihre Vertreter. Der Verweis auf Politiker greife aber zu kurz. Es sei Sache der gesamten Zivilgesellschaft, Alternativen „zu einer braun verseuchten Freizeit zu schaffen, gerade für Jugendliche“.

Viele dieser Punkte erläuterte die Politikwissenschaftlerin Ellen Esen im Rahmen der Melanchthon-Tage. Die Kennerin der rechtsextremistischen Verbände und ihrer Methoden schilderte Art und Ziel deren Vorgehens. Dem Inhalt geschuldet, sei dies zuweilen schockierend gewesen, so die Schule. Vor allem die „drastischen Beispiele rechtsextremer Musik und Selbstdarstellung.“ Das Publikum beim Vortrag bestand überwiegend aus Schülern, Lehrern und Eltern.

Ellen Esen, geboren 1960, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren intensiv mit der rechten Szene und ist als Referentin und Autorin unter anderem für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung tätig. Aufklärung über Erscheinen, Symbole und Träger faschistischer Gruppen stellt einen Schwerpunkt ihrer Arbeit dar. Genaue Kenntnisse der nazistischen Codes und Personen sei von entscheidender Bedeutung für das Vorgehen gegen sie, erklärte sie den Zuhörern. Jugendliche wie Erwachsene müssten Bescheid wissen. Die Arbeit in Schulen nehme einen Sonderstatus ein, denn die mehr oder minder offenen Anwerbeversuche extremrechter Parteien zielten oft auf junge Menschen, insbesondere solche in herausgehobenen Positionen etwa in Schülervertretungen. Diese Versuche früh zu erkennen, verlange jenen Jugendlichen Wissen über Strategien der einschlägigen Gruppen ab. Auch aus dem Bewusstsein für diese Verantwortung organisierte die Schulleitung den Vortrag. Die einhellig positive Resonanz der Schüler auf die Veranstaltung habe zum einen die Qualität der Referentin bestätigt, die souverän und zuweilen ironisch auftrat, aber auch das ohnehin vorhandene Problembewusstsein der Jugendlichen zu Gefahren, die einer freiheitlichen Demokratie durch faschistische und neonazistische Organisationen drohen.

 

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