Studienfahrt nach Kaliningrad (Russland) vom 27.5.07 – 3.6.07
Am Sonntag, dem 27.5., gegen 14.00 Uhr begaben sich 42 Schüler und drei Lehrer per
Bus auf eine abenteuerliche Reise ins „Unbekannte“. Die Route führte über Berlin,
Szcecin (Polen), Koszalin, Gdansk, Elblag und Olsztyn zum russischen Grenzübergang
Bagrationowsk und von da aus in die Stadt Kaliningrad, das ehemalige Königsberg.
Montagmittag konnten wir endlich im Hotel „Deima“ einchecken. Viel Zeit zum Verschnaufen blieb nicht,
denn bereits um 15.00 Uhr sollte die Stadtführung beginnen.
Nach einer recht chaotischen Fahrt mit dem Stadtbus machte uns Ljuba, die Reiseleiterin, mit dem Königsberger Dom, erbaut im 14. Jahrhundert, bekannt.
Wegen eines heftigen Gewitters verweilten wir hier länger als geplant. Anschließend konnten die Schüler beim Abendbrot in einer Selbstbedienungsgaststätte bereits ihre Russischkenntnisse testen.
Für den Dienstag stand der Besuch des Hochmoors auf dem Programm.
Irina, die Reiseleiterin, lotste uns durch das morgendliche Kaliningrader Verkehrschaos bis zum Stadtrand, von wo aus wir dann in das ca. 90 km nordöstlich gelegene Salesje fuhren, wo wir von Herrn Leiste, dem „Chef“ des Moosbruchhauses, abgeholt wurden.
Der Empfang in Gromowo war herzlich. Frau Leiste hatte Essen vorbereitet – es gab Schtschi (Weißkohlsuppe) und Salate.
Nach dieser Stärkung waren alle fit für die Moorwanderung. Viel Interessantes gab es zu sehen und zu hören.
In der Gegend ist eine große Wolfspopulation zu Hause. Es gibt Elche, von denen wir leider nur das fanden, was „hinten“ herauskommt – die so genannte „Elchlosung“ – geruchlos und rein vegetarisch.
Auch bemerkenswerte Pflanzen wie den giftigen, ätherische öle enthaltenden, auf der Roten Liste bedrohter Pflanzen stehenden Sumpfporst (Foto) und den Fleisch fressenden Sonnentau konnte man bestaunen.
Nasse Füße und Mückenstiche gab es gratis dazu. Im Moosbruchhaus wurde das zweite Essen vorbereitet – Schaschlik und Würstchen.
Danach ging’s zurück nach Kaliningrad. Abends versammelten sich alle in der Bar, um zu singen – was sonst?
Schließlich wollten wir uns am nächsten Tag beim Auftritt in der Schule Nr. 30 nicht blamieren.
Am Mittwochmorgen erschien Galina Dawletowna, eine Lehrerin dieser Schule, um 9.00 Uhr im Hotel, um uns abzuholen und durch die Stadt bis zur Schule zu lotsen.
Dort angekommen, gab es sogleich vor dem Gebäude eine musikalische Begrüßung durch Schülerinnen und ein paar herzliche Worte des Direktors Oleg Anatoljewitsch Scheduchin.
Unsere Erwartungen an die russische Gastfreundschaft wurden weit übertroffen, als wir die Aula betraten: Reich gedeckte Tische mit russischen Spezialitäten, Gebäck und Getränken, eine Power Point Präsentation über Kaliningrad und ein umfangreiches,abwechslungsreiches Kulturprogramm mit Liedern, Tänzen und Gedichten machten großen Eindruck auf uns.
Schnell wurden persönliche Kontakte geknüpft, die ihre Fortsetzung später im Hotel fanden. Nicht nur am Mittwoch, auch an den anderen Abenden gab es zahlreiche Begegnungen mit den russischen Schülerinnen und Schülern.
Unsere „Showeinlage“- Russische Lieder und Gedichte sowie kurze Vorträge über Thüringen, Hessen und unsere Schule – kam gut an. Bei der anschließenden Führung durch die Schule gab es viel Interessantes zu erfahren, zum Beispiel gibt es hier 40 AGs!
Die Schule ist etwa so groß wie das Philipp-Melanchthon- Gymnasium. Sie hat etwa 800 Schüler und 66 Lehrer.
Die Schulleitung und auch die Jugendlichen sind sehr am Aufbau einer Schulpartnerschaft mit Schüleraustausch interessiert, wie in zahlreichen Gesprächen zu hören war.
Dem Direktor, Herrn Scheduchin, wurde eine Einladung für den Besuch einer ersten russischen Schülergruppe in Gerstungen übergeben. Genaue terminliche Absprachen müssen noch getroffen werden. Die geknüpften persönlichen Kontakte finden zunächst ihre Fortsetzung per Brief oder E-Mail.
Ermöglicht wurde diese Erstkontaktbegegnung durch Vermittlung des Deutsch-Russischen Forums, finanziell unterstützt durch einen Fahrkostenzuschuss der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch.
Nach der langen Verabschiedung von den „Fans“ (einige Schüler wurden umlagert wie Popstars) stand Freizeit auf dem Plan.
Diese wurde für individuelle Stadtbummel genutzt.
Das nächste Foto entstand auf dem Platz des Sieges vor der neu errichteten Erlöserkathedrale.
Am Donnerstag fuhren wir an die Samlandküste. Zunächst besuchten wir Baltijsk, eine der wichtigsten Marinebasen Russlands.
Die Kriegsschiffe waren nur aus einiger Entfernung zu sehen. Eine orthodoxe Kirche, die Seemannskathedrale des Heiligen Georgs, konnten wir aber genau in Augenschein nehmen.
Wahrzeichen der Stadt und wohltuender Farbtupfer angesichts der grauen Kriegsschiffe ist der 1813 nach Plänen von Karl Schinkel erbaute 32m hohe Leuchtturm.
Das Denkmal Peters I. erinnert an den Aufenthalt des Zaren im damaligen Pillau im Jahre 1697.
Es war recht kühl, also begaben sich die meisten, anstatt in der Ostsee zu baden, auf Bernsteinsuche am Strand.
Noch mehr und vor allem größere Exemplare dieses getrockneten Baumharzes gab es in der Bernsteinmanufaktur in Jantarnyj zu sehen.
Wie ist Bernstein von Imitaten zu unterscheiden? Wie wird er geschliffen und wie entstehen wunderschöne Schmuckstücke? Auf diese und viele weitere Fragen fand man hier die passende Antwort.
Dass Bernstein auch jugendliche Liebhaber findet, zeigte sich dann im Verkaufsraum.
Die letzte Reisestation des Tages war Swetlogorsk, der Nobelkurort am russischen Ostseestrand mit einer gepflegten Strandpromenade und dem teuersten Hotel der Gegend.
Die Kurische Nehrung erwartete uns am Freitag. Auf diesem schmalen, ca. 100 km langen Landstreifen zwischen Ostsee und Kurischem Haff, im Dorf Rybatschij, befindet sich die älteste Vogelwarte der Welt, gegründet 1901.
Professor Sokolow, der uns eher an einen Aussteiger als an einen Akademiker erinnerte, führte uns unter riesigen Fangnetzen in die Rituale des Vogelfangens und –beringens ein.
Nach dem Mittagessen ließen wir uns von der Wunderwelt der Wanderdünen gefangen nehmen.
Von der 62m hohen Düne Epha hat man einen großartigen Ausblick auf die Nehrung, das Fischerdorf Morskoje, das Haff auf der einen und die Ostsee auf der anderen Seite.
Die Heimfahrt am Samstag erfolgte über den Grenzübergang Mamonovo, sodass sich die Gelegenheit bot, in Frombork (Polen) den Dom und den Kopernikusturm mit dem Foucaultschen Pendel zu besichtigen und von oben die grandiose Aussicht auf das Frische Haff zu genießen.
Die Grenzkontrollen waren erträglich, sehr zur Freude aller „Schmuggler“.
Am frühen Sonntagmorgen fand eine erlebnisreiche Fahrt ihr Ende.
Auf der Seite von „anthropos-ev.de“ ist ein kleiner Auszug aus dem Jahresbericht des Vereins für 2007 zu finden, den der Leiter des Moosbruchhauses, Herr Leiste, verfasst und mit zwei von unseren Bildern versehen hat.
www.anthropos-ev.de
Dort findet man folgendes:
In diesem Jahr bekam das Moosbruchhaus auch Besuch von einer Jugendgruppe aus Hessen und Thüringen. Durch eine Schülerbegegnung in Kaliningrad hatte es ihre sehr engagierte Lehrerin Frau
Ute Köppe bewerkstelligt, daß die Jugendgruppe das Hochmoorgebiet bei Gromowo besuchen konnte.
Jugendgruppe aus Hessen und Thüringen im
Anthropos-Naturschutzzentrum Gromowo
Die Gymnasiasten hatten bereits viel gehört von der Fauna und Flora im ehemaligen Ostpreußen, doch eine Exkursion in die Feuchtregionen des Hochmoors mit seiner einzigartigen Vegetation blieb für die Jugendlichen ein unvergeßlicher Moment, wie sie in gemütlicher Runde zum Abschluß des Tages zum Ausdruck brachten.