Sizilien 2006

Seit Tagen grauer Himmel, Kälte, Regen. Deutschland im Mai. Schon lange freuten sich 43 Schüler der Oberstufe des Gerstunger Philipp-Melanchthon-Gymnasiums darauf, diesen unfreundlichen Gefilden zu entfliehen und sich auf eine Studienfahrt in den Süden zu begeben – nach Sizilien.

Tempel, Meere und Vulkane

Latein-Schüler des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums Gerstungen auf Studienfahrt in Sizilien

Natürlich können Schüler nicht einfach so alleine bis nach Sizilien fahren – „angestiftet“ dazu hatten sie der Gerstunger Lateinlehrer C. Krause, die Geographielehrerin und Hobby-Vulkanologin S. Frank sowie die Deutschlehrerin H. Weyh.

Am Freitagmorgen, dem 19.05.06, saßen die Schüler noch in den Schulbänken, am Nachmittag ging es nach einem tränenreichen Abschied endlich ab in die Ferne – endlich: denn lange genug hatten die Sizilienreisenden darauf gewartet und (in zehn nachmittäglichen Doppelstunden) dafür geographisches, archäologisches und kunstgeschichtliches Wissen angehäuft.

Nach einer Zwischenübernachtung bei Neapel – unterwegs wurde die Tiberius-Grotte von Sperlonga besichtigt – und 35 Stunden gesäßpeinigender Busfahrt war die Gruppe nach zwei Tagen Anreise endlich am Ziel ihrer Italien-Träume: Sicilia, Sicilia!

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Es folgten acht unvergleichlich schöne, anstrengende, Geist und Seele bildende Tage auf der Insel des Helios, die alles boten, was man von einer Studienfahrt erwartet: eine nahezu paradiesische Landschaft, riesige Berge und azurblaues Meer, Kultur über Kultur von der Antike über die Staufer bis zum Barock, nette Menschen, freundliche Begegnungen und vor allem: sehen, sehen, sich satt sehen an den Schätzen dieses schönen Landes. Sage und schreibe 18 archäologische Stätten und Museen hatte unser Lateinlehrer auf das Programm gesetzt, dazu kamen noch als wirkliche „Höhe“-Punkte die drei Vulkane ätna, Vulcano und Stromboli…

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Unsere Rundreise begann am Montag Morgen in der alten Griechenstadt Syrakus (Theater, Tempel, Dom…), am Nachmittag bestiegen wir einen Nebenkrater des ätna (auf etwa 2000 Meter Höhe) und genossen die Aussicht auf die unter uns ausgebreitete Insel, den Dienstag verbrachten wir unter den Plastik-Dächern der Villa del Casale von Piazza Armerina und staunten ebenso über die 3000 m2 Mosaikfußboden wie über die Temperaturanzeige: 44,3 ºC. Ein Bad im Meer brachte Abkühlung und holte die Lebensgeister zurück, machte einige sogar so mutig, dass sie die italienische Jugend zu einem Strandfußballspiel herausforderten – Italien gewann dieses Vor-WM-Match mit 13 : 5…

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Der nächste Tag sah eine Schar zwar interessierter aber ob der Temperaturen sich von Schattenplatz zu Schattenplatz hangelnder Schüler bei 36 ºC vier Stunden lang das Tal der Tempel durchstreifen und dann im Museum Kühle (Klimaanlage defekt!) und Kunst (intakt!) suchen. Und so jagte ein Erlebnis das nächste: die Ausgrabungen von Selinunt (leider von Wir-haben-nur-eine-Stunde-Zeit-Japanern überlaufen), der geheimnisvolle Tempel von Segesta, die Stadt Solunt mit dem herrlichen Blick auf Palermo. Ach ja: Palermo. Verkehrschaos pur, laut, quirlig, doch eine Stadt – zumindest im Zentrum – mit einem ganz eigen Charme: restaurierte Palazzi und verfallene Buden in trauter Nachbarschaft und natürlich Kultur: die Kapuzinerkatakomben, das Archäologische Museum, der Dom mit dem Grab Friedrichs II. Dann die Mosaiken im Dom von Monreale, Cefalù – für uns die schönste Stadt Siziliens – und Taormina: antikes Theater mit ätnablick.

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Herr Krause gab nach sieben Tagen den archäologischen Staffelstab ab und Frau Frank schwang nun das Vulkanszepter: Sonntag, 28.05. Fahrt mit dem Tragflächenboot nach Vulcano, Aufstieg zum Krater (400 Höhenmeter), in den Krater, um den Krater herum – Hitze, infernalischer Schwefelgestank und eine wunderbare Aussicht auf die Liparischen Inseln.

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Am Nachmittag Fahrt zum Stromboli – ersehnt wie gefürchtet, ein echtes Abenteuer: 1000 Höhenmeter steilsten Aufstiegs bei brütender Hitze, nach drei Stunden schweißtreibender Kraxelei die wirklich einmalige Belohnung: ein Vulkan in Aktion. Und der Stromboli tat alles, um uns, seine Gäste zu später Stunde, gut zu unterhalten: Eruption folgte auf Eruption, die Lava glühte und schoss in Fontänen 100 Meter in die Höhe – ein wirklich unglaublicher Anblick. Dann der Abstieg durch die Aschefelder, der uns fast den Atem nahm. Dreckig wie noch nie in unserem Leben krochen wir für ein paar Stunden Schlaf am Strand in unsere Schlafsäcke, völlig erschöpft und glücklich ob dieses großartigen Erlebnisses.

Sicilia! Sicilia! Viel zu schnell gingen die Tage vorbei, viel lieber wären wir noch geblieben. Sicilia! Sicilia! Wir kommen wieder! Irgendwann.

 

Leistungskurs Latein 11

Philipp-Melanchthon-Gymnasium Gerstungen