Grußwort des Thüringer Kultusministers Prof. Dr. Jens Goebel

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In diesen Tagen begeht Gerstungen mit einer Festwoche ein besonderes Jubiläum: 100 Jahre Höhere Schulbildung. Diese lange Tradition ist wahrlich ein Grund zum Feiern und zur Rückschau. Es waren wechselvolle Jahre, in denen die hiesige gymnasiale Bildung mehrmals ihr Gesicht verändert hat.

1905 gegründet als private Vereinsschule, wandelte sie sich später zur Realschule und seit 1937 schließlich zur Oberschule. Nach dem Krieg begann die nächste Etappe mit der Umformung zur Goetheschule, die in wechselnder Zusammensetzung eine Grund-, Mittel- und Oberschule vereinte. Erneute Strukturreformen machten daraus die Polytechnische Oberschule und die Erweiterte Oberschule. Für die EOS bedeutete das Jahr 1982 das Aus. Zur Neugründung als Staatliches Gymnasium Gerstungen kam es 1991.        Mit der im Jahre 2001 erfolgten Namensgebung „Philipp Melanchthon“ verdeutlicht das Gerstunger Gymnasium seine humanistische Ausrichtung. Diese ist in eindrucksvoller Weise im Schulprofil verwirklicht. Das pädagogische Konzept folgt dem Auftrag, junge Menschen zu bilden und zu erziehen, auf vielfältige wie vorbildliche Art. Eine große Aufgeschlossenheit gegenüber dem Neuen, die unter anderem die Teilnahme an Schulversuchen demonstriert, prägen den Unterricht und seine Rahmenbedingungen. Außerhalb des Unterrichts bietet ein breitgefächertes Angebot an Arbeitsgemeinschaften den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre individuellen Fähigkeiten zu vertiefen. Nicht zuletzt an dem regen kulturellen Leben der Schule ist das große Engagement selbstbewusster und verantwortungsvoller Kinder und Jugendlicher zu ersehen.  In der jüngsten Vergangenheit haben die Stürme der Zeit das Gerstunger Gymnasium schwer geschüttelt. Aber es hat den Stürmen getrotzt – auch dank des guten Zusammenhalts. Dies erinnert mich an eine gleichnishafte Geschichte aus dem Orient:

Einst ging Ben Sadok, ein düsterer und gefürchteter Mann, in einer Oase spazieren. In seiner Bosheit legte er einer jungen Palme einen Stein in die noch weiche Krone. Die kleine Palme kämpfte um ihr Leben; sie bog sich, sie streckte sich und erreichte schließlich mit ihren Wurzeln eine Wasserader. Dadurch konnte sie sich erholen; sie wuchs und gedieh wie keine andere um sie herum. Nach einigen Jahren kam Ben Sadok wieder in diese Oase. Da neigte die größte und prächtigste der Palmen ihre

Krone, zeigte Ben Sadok den Stein und sagte: „Ich danke Dir, Ben Sadok. Deine Last hat mich stark gemacht.“

Manchmal sind es gerade die großen Herausforderungen und Anfechtungen, die wahre Stärke verleihen.

Ich wünsche dem Philipp-Melanchthon-Gymnasium Gerstungen alles Gute für die Zukunft – ad multos annos!
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Prof. Dr. Jens Goebel

Thüringer Kultusminister