Sizilien 2000: Eine Studienfahrt der tektonischen Art

Sonne, Strand, Meer, Tempel, reizvolle Landschaften. Dies ist eine kurze Zusammenfassung unserer Studienfahrt ins Land der Kyklopen.
Klingt nach Erholung und Entspannung pur, nicht wahr. In Wirklichkeit machte diese Komponente nur einen kleinen Teil der Reise aus.
Sind Sie neugierig geworden?

Am 27. Mai 2000 war es soweit. Die übliche Route Gerstungen – Rom wurde diesmal unter besonderer Berücksichtigung des Heiligen Jahres (zu viele Touris-ten, Pilger) bis nach Sizilien verlängert. Nachdem das Problem – zuviel Gepäck, zu wenig Stauraum – durch schweißtreibenden Einsatz unseres Busfahrers Herrn Weißkopf gelöst wurde, brachen wir auf in Richtung NEAPEL, unserer Zwischen-station. Bis dahin sollten noch 24 Stunden vergehen, in denen 43 Schüler und unsere vier Begleitpersonen (Herr Krause, Frau Trautmann, Herr und Frau Frank) unter Bewegungsarmut und Nikotinmangel zu leiden hatten. Abwechslung brachte lediglich die Ablösung von Herrn Weißkopf in der Nähe des Gardasees. Von da an begleitete uns Christian Herwig auf der Studienfahrt und sorgte dafür, dass wir all unsere Ziele sicher erreichten.Um 15 Uhr des folgenden Tages kamen wir schließlich in unserem Hotel an. Alle waren glücklich darüber, duschen und in einem richtigen Bett schlafen zu können. Die Freude währte aber nicht lange. Eine Riesenpizza und eine kurze Nacht später standen wir wieder zur Abfahrt bereit. Zwölf Stunden trennten uns noch von dem ersten Ziel Syrakus. Die Zeit verging aber wie im Flug, da Videos und viele Pausen uns beschäftigten. Besonders reizvoll war die Fährpassage über die STRAßE VON MESSINA. Nach Umwegen trafen wir schließlich in Marzamemi ein und bezogen unser „Luxushotel“. Unsere anschließende Suche nach Nahrung endete (wie beinahe jeden folgenden Abend auch) in einer Pizzeria. Um Mitternacht fielen dann fast alle todmüde in ihre Betten.
besichtigung
Den nächsten Tag begannen wir mit einem Frühstück, das zur allgemeinen Erheiterung auf dem Gehweg stattfand. So konnten wir frisch gestärkt nach SYRAKUS fahren. Die Sonne lachte vom strahlend blauen Himmel, während wir den Archäologischen Park und das dazugehörige Museum besuchten. äußerst angenehm war der Aufenthalt im Latomia del Paradiso, einem wunderschönen, kühl- schattigen Park, der in der Antike einmal ein Steinbruch gewesen ist. Nach einer ausgiebigen Mittagspause besichtigten wir noch den Apollontempel und die Arethu-saquelle. Den Schluss unseres Tagesprogramms bildete der Dom von Syrakus (der Athenatempel der antiken Großstadt). Gestresst und verschwitzt kehrten wir gegen Abend nach Marzamemi zurück. Die Vorfreude auf ein erfrischendes Bad im Meer verging den meisten aber, als sie das verschmutzte Wasser sahen. Die Mehrzahl bevorzugte dann doch eine Dusche im Hotel; fast alle fanden sich später zum Essen in der Pizzeria vom Vortag ein. Am 31. Mai stand PIAZZA AMERINA auf dem Programm. Unser Tagesziel war die römische Villa del Casale. Dort liegen 3500 Quadratmeter Mosaikfußboden, verborgen unter schützenden Kunststoffdächern. Sie und eine Vielzahl von Aufgaben in unserem Sizilien-Hefter warteten auf uns. Bei 40°C Lufttemperatur und Heerscharen von Touristen keine leichte Aufgabe. Nach erfüllter Leistung war es gestattet, sich ein wenig im Schatten der umliegenden Bäume zu erholen. Belohnt wurden die Strapazen des Tages mit einem schönen Hotel und einem Bad im Meer am kilometerlangen Sandstrand von PORTO EMPEDOCLE. Als wir ins Hotel zurückgekehrt waren, konnten wir uns kurz ausruhen, um dann zu einem der Highlights der Studienfahrt aufzubrechen. In der Dunkelheit machten wir uns auf den Weg zum Tal der Tempel von AGRIGENT.

gruppenfoto

Der Anblick der angestrahlten Giganten war atemberaubend und begeisterte jeden. Ins Hotel zurückgekehrt wurde es für viele noch eine lange Nacht.Trotzdem erschienen alle am nächsten Morgen pünktlich um acht Uhr zum Frühstück und waren zur Abfahrt bereit, um die Bauten Agrigents bei Tag zu sehen. „Die Schönste der sterblichen Städte“ lockt mit zehn z.T. fast vollständig erhalte-nen Tempeln eine Vielzahl von Touristen an. So auch uns. Ausgehend vom Tem-pel der Iuno Lacinia besuchten wir die einzelnen Bauten, die wie auf einer Perlen-schnur aufgereiht entlang der Stadtmauer errichtet worden waren. Anschließend besuchten wir das dazugehörige Museum. Somit hatten wir dann die zweite Hälfte des Nachmittags Freizeit und vertrieben uns diese mit baden und sonnen. Abends feierten wir dann im Mondschein Kindertag.

Nach dem beeindruckenden Besuch in Agrigent führte unser Weg nach SELINUNT. Dort besichtigten wir die Tempel der Hera und der Demeter (oder Athena) und kletterten über die Trümmerberge des Apollontempels, wobei einige Schüler Ver-luste ihrer Sizilienhefter und Schreibutensilien zu beklagen hatten. Danach schlenderten wir zur Akropolis, wo weitere Tempelruinen auf uns wissbegierige Reisende warteten. Nach einer genauen Besichtigung dieser antiken Stadt bega-ben wir uns zurück zum Bus, wo Christian bereits unser Mittagessen zubereitet hatte.

kurzerast

Unser Weg führte weiter nach SEGESTA. Der seit der Antike unvollendete Tempel dieser Elymerstadt bietet, einsam auf einem Berg gelegen, einen atemberau-benden Anblick. Nach dem mühsamen Aufstieg auf einen gegenüberliegenden Berg fanden wir an Stelle eines antiken Theaters lediglich eine Baustelle vor. Trotzdem genossen wir die einmalige Aussicht, bevor wir uns wieder an den Abstieg machten. Mit diesem Ereignis endete der offizielle Teil unseres Ta-gesprogramms. Nun freuten wir uns alle auf das Hotel und das Essen. Zwar bot sich uns im Hotel eine herrlich blühende Gartenlandschaft, aber satt wurden wir davon nicht, denn von Essen war weit und breit nichts zu sehen. Also versorgte Christian uns heimlich mit Würstchen und Toastbrot am Bus. Von Müdigkeit ge-plagt, ließen wir nun auch den siebenten Tag unserer Reise gemütlich ausklin-gen.Nach einem mageren Frühstück starteten wir am achten pünktlich um 9.00 Uhr nach PALERMO. Dort besichtigten wir das archäologische Museum „Antonino Sali-nas“, wo wir eine Reihe von Aufgaben zu erledigen hatten. Nach dem Museums-besuch ging es weiter zur Kathedrale, wo wir die Kaisergräber des Stauffers Friedrich II. und des Normannen Roger II. vorfanden. Einige Kilometer Fußmarsch durch die ganze Stadt später, die wir auf uns nahmen um die Katakomben zu besichtigen, erwartete uns eine Enttäuschung: chiuso!. Unsere Mühen aber wur-den daraufhin mit einem Eis belohnt.

tempel

Am Nachmittag ging es weiter nach SOLUNT, wo uns eine anstrengende Wande-rung auf den „Monte Catalfano“ bevorstand. Dort bewunderten wir die alten Stadt-ruinen und genossen den einmaligen Blick über die herrliche Küstenlandschaft.Nach einem kurzen Einkaufsbummel durch CEFALÚ machten wir uns auf dem Weg in unser Hotel, welches uns mit einem Swimmingpool überraschte. Doch auch die Stadt selbst erwies sich als durchaus reizvoll: Normannendom, Megalith-tempel der Demeter auf dem Stadtberg (peinvolle 1000 Stufen führen hinauf!), romantische Gässchen in der Altstadt. Von den hellenistischen Ruinen von TIN-DARI aus, der zweiten Station des Tages, konnten wir einen Blick werfen auf die Liparischen Inseln, die schon auf uns warteten.

Und dann brach er an, der von allen gefürchtete Tag: die Besteigung der Vulkane. Mit einem Schnellboot erreichten wir die Insel VULCANO, wo wir die Besteigung des gleichnamigen Vulkans in Angriff nahmen. Wie nicht anders zu erwarten war der Aufstieg sehr anstrengend und wurde uns durch den Schwefelgestank auch nicht gerade erleichtert. Oben angekommen hatten wir einen atemberaubenden Ausblick auf die Liparischen Inseln und den schwefelabsondernden Vulkankrater. Nach einer kurzen Badepause fuhren wir mit dem Schnellboot zur nächsten Insel. Dort verblieb uns noch ein wenig Zeit, die jeder individuell nutzte, um sich auf den zweiten Vulkan, den STROMBOLI, vorzubereiten. Nach den fünf anstrengendsten und nervenaufreibendsten Stunden unseres jungen Lebens erreichten wir gegen Mitternacht den Gipfel des Stromboli. Dort beobachteten wir erschöpft die ein-drucksvollen Ausbrüche des Vulkans. Aber die Tortur hatte noch lange kein Ende. Der Abstieg über die Aschefelder stand uns bevor. 2.45 Uhr erreichten wir den Strand, wo wir in unsere Schlafsäcke krochen und uns, verschwitzt und staubig, zur wohlverdienten Nachtruhe begaben. Am nächsten Morgen brachte uns das Schnellboot zurück zum Bus. Dies war wohl der anstrengendste, aber auch un-vergesslichste Tag der Reise. Im Hotel angekommen waren die Duschen dauer-besetzt. Die freie Mittagszeit verbrachten wir mit Schlafen, Essen und Baden.Dann ging es weiter nach TAORMINA. Dort besichtigten wir ein Theater mit griechi-schen und römischen Elementen und genossen die Aussicht auf die Stadt und den ätna. Dies war unser letzter Tag auf Sizilien.

Am Mittwoch morgen, dem 07.06.2000, wurde nach einem ausgiebigen Frühstück der Bus bepackt. Wir fuhren zurück nach MESSINA, wo uns eine Fähre nach 20 min. wieder auf italienisches Festland brachte. Am späten Nachmittag erreichten wir NEAPEL, um unser Nachtlager wie auf der Hinfahrt im Hotel „Villa Serena“ aufzuschlagen. Am nächsten Morgen packten wir zum letzten Mal unsere Koffer in den Bus. Nun hieß es endgültig Abschied nehmen von Italien. Unser Weg führ-te zum Gardasee, den wir gegen 21.00 Uhr erreichten. Dort hieß es Busfahrer-wechsel. Gegen 23.00 Uhr passierten wir dann die italienisch–österreichische Grenze; erschöpft von der Reise, aber doch glücklich verließen wir ca. gegen 07.15 Uhr in Vorfreude auf Familienmitglieder und Freunde den Bus.

Sicher wird allen diese Reise stets in Erinnerung bleiben.

Katharina Adam, Christin Benedix, Konstanze Eckert; Kristina Klehr