Leonce und Lena und die Gerstunger theaternasen

Nur 23 Jahre ist er alt geworden. Wahrscheinlich hat er sich mit Typhus infiziert bei medizinischen Versuchen. Schließlich war er Arzt, dieser Georg Büchner. Und Revolutionär. Und ein genialer Theaterautor. Er schrieb ein Drama über die Französische Revolution: Dantons Tod. Das kennt man vielleicht. Er schrieb eines der wichtigsten Werke der deutschen Literatur überhaupt: Woyzeck. Das kennt man ganz sicher. Er schrieb eine Komödie: Leonce und Lena. Die kennt man wohl eher nicht.

Das zu ändern, proben die Gerstunger theaternasen seit fünf Monaten Büchners Text. Die Proben sind in der heißen Phase, am 16. Und 18. Mai wird Büchners 1836 entstandenes Lustspiel im Atrium des Gymnasiums über die Bühne gehen.

Leonce und Lena. Was ist das eigentlich für ein Text?

Politsatire? Schließlich ist jeder, der irgendwie Verantwortung trägt, weich im Keks.

Romantikparodie? Schließlich wird mit jeglichem romantischen Klischee gespielt, wird verliebt, versprochen, verwechselt und natürlich gehappyendet.

Theatertheater? Schließlich trieft der Text von literarischen Anspielungen, Zitaten, Wortakrobatik.

 Schnell zusammengeschusterte 300-Gulden-Preisgeld-Komödie? Schließlich werden da keine Figuren entwickelt, keine Handlungsstränge nach den Regeln der dramatischen Kunst angelegt, keine überraschenden Wendungen für den Zuschauer bereit gehalten…

Egal. Vor allem ist der Text komisch: komische Worte, komische Situationen, komische Figuren. Bis auf Lena, deren Darstellerin mit ihrer Dummchen-Rolle hadert. Und bis auf Valerio – eigentlich die komischste Figur – die am Ende aber einen ganz nüchternen Blick auf das Geschehen entwickelt. Und bis auf König Peter, den abdankenden Denkenden. Und bis auf – doch das sollte man sich wohl selbst ansehen am 16. oder 18. Mai in Gerstungen…

Clemens Krause

Spielleiter der theaternasen