Gymnasium der Deutschen Einheit (TA – 14.11.09)

GERSTUNGEN. Den Zusatztitel „Schule der Deutschen Einheit“ trägt seit gestern das Gerstunger Philipp-Melanchthon-Gymnasium. Landrat Reinhard Krebs (CDU) nahm die feierliche Namensverleihung vor.

Was aus einem ehemaligen Schüler des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums werden kann, machte Philipp Trott gestern deutlich. Er war der erste Gymnasiast aus dem Westen, legte in Gerstungen das Abitur ab und wurde Arzt. Zur Namensverleihung berichtete er kurz von seinen ersten Erlebnissen an einer „Ostschule“ und bekannte sich am Schluss als Wossi. Die Werragemeinde Gerstungen hat sich schon lange einen Namen wegen ihrer höheren Schulbildung gemacht. Radikal abgebrochen wurde die gymnasiale Schulstufe 1982. Der Grund: Die DDR-Grenze war zu nah. Das war einmal. Als Glückstag bezeichnete der derzeit stellvertretende Schuldirektor Gert Lindner den gestrigen Freitag, auch wenn dies ein 13. war. Schließlich sei der Namenszusatz „Schule der Deutschen Einheit“ ein Höhepunkt.Als die „Verwirklichung eines Traums von mutigen Frauen und Männern“ bezeichnete Landrat Reinhard Krebs (CDU) das Gymnasium Gerstungen, dessen Entwicklung erst mit der Wende möglich war. Zugleich erinnerte er daran, dass in dem Schulgebäude einst Zollbeamte der DDR ihren Dienst versahen, und dass nun dort in Freiheit Unterricht gehalten werden kann. Viel Geld wurde in den vergangenen Jahren in den Gebäudekomplex investiert, als nächstes sei der Einbau von Brandschutztüren geplant.Zur gestrigen Festveranstaltung wurde ein hochkarätiges Kulturprogramm vorgetragen. Zu hören war die „Bigband der Deutschen Einheit“ – Musiker aus Eisenach und dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Die Bigband war eigens für den festlichen Anlass der Namensvergabe zusammengestellt worden. Das Lied „Life is a dream“ trug der Oberstufenchor des Melanchthon-Gymnasiums vor. Und nicht ohne Grund standen auch gleich zwei Klaviere zum Spiel bereit: Björn Becker und Julius Trautvetter waren als hessisch-thüringisches Klavier-Duo zu erleben.Professor Roland Merten, Staatssekretär im Thüringer Kultusministerium, zeigte sich tief beeindruckt von den musikalischen Vorträgen. Den schulischen Alltag in Gerstungen umriss er mit einem Zitat von Willy Brandt: „Hier ist zusammengewachsen, was zusammen gehört“. Als große Herausforderung in den Schulen bezeichnete er die Garantie von gleichen Bildungschancen für jedes Kind, unabhängig von jeglichen Vorbedingungen. Grüße gab es auch von Arie Bardoel, der die Partnerschule Leyceum Mencia de Mendoza in Holland vertrat. Er würzte seine Rede mit viel Humor und bekam dafür reichlich Beifall.Dem festlichen Akt in der Aula schloss sich die Enthüllung des Namensschildes an der Hausfassade an. Alle Gymnasiasten versammelten sich und ließen nach der Enthüllung schwarze, rote und gelbe Luftballons in den Himmel steigen. Mit dem Singen der Nationalhymne fand die Namensverleihung ihren Abschluss.Im Gerstunger Gymnasium lernen derzeit 676 Schüler, davon 345 aus Gerstungen und Umgebung. 331 kommen aus dem Nachbarlandkreis Hersfeld-Rotenburg. Das Gymnasium fühlt sich der deutschen Einheit besonders verpflichtet. So gibt es neben dem Unterricht zahlreiche Projekte, Aktionstage und Exkursionen, die den Einheitsgedanken zur Grundlage haben. Heiko KLEINSCHMIDT

 

Quelle: http://www.thueringer-allgemeine.de