TLZ 13.10.2007

TLZ  Geht ein Leben ohne Geld ?

Autorenlesung als Unterricht

  • Von Rüdiger Schwanz

Gerstungen.   (ep)   „Ja“,   behauptet die Autorin Heidemarie Schwermer, die das schon seit Jahren praktiziert, auf die eingangs gestellte Frage. Die Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken hat die Autorin für eine Woche gebucht, in der zehn Veranstaltungen mit ihr thüringenweit stattfinden. Die Gerstunger Bibliothek hatte sich beworben, um den Schülern des „Melanchthon-Gymnasiums“  einen weiteren Höhepunkt in den „Elisabeth-Projekttagen“  zu bieten, wozu die Thematik durchaus passte. Die Autoren-Lesung nahm gerade einmal zehn Minuten in Anspruch, während die Einführung zu Heidemarie Schweriners Buch „In Fülle SEIN -ohne Geld“ den überwiegenden Teil der Zeit in Anspruch nahm. Ihr zweites Buch, nach „Das Sterntaler-Experiment“, dokumentiert ihre Erfahrungen und zeigt die vielfältigen Möglichkeiten auf, die „dieses Leben“ mit sich bringt und macht unheimlich neugierig. „Dieses Leben bietet eine riesige Chance in ein neues Bewusstsein zu gelangen“,  sagt die Autorin, die früher oft bösartig kritisiert wurde und heute gern zu Vorträgen und Seminaren eingeladen wird.

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Heidemarie Schweriner sagte vor den Schülern: „Menschen haben zeitweise Schwerpunkte nur auf den Lebensstandard gelegt , das ist passe, mittlerweile ist die geistige Nahrung gleichwertig geworden“. Gerade junge Menschen sollten sich zuerst die Frage stellen, was will Ich ?, was brauche ich ?. was bin ich ?, was ist der Sinn meines Lebens ? Ihre Lebensphilosophie baut sie auf dem 4-Säulen-Modell „ich und ich“; „ich und du“; „ich und das Ganze“, „vom ich zum wir“ auf. Häufig ist ein gutes Miteinander nicht möglich, weil das Geld dazwischensteht, sagt die gind. In Notsituationen zum Beispiel werden Strukturen aufgelöst und aufgebrochen, kommen Menschlichkeit und andere mögliche Verhaltensformen zum Vorschein und werden gelebt, wie wir uns das manchmal vorstellen und wünschen“. Interessante Dialoge entspannen sich zwischen Schülern und Autorin. Die Fragen der Zehntklässler nach Zufälligkeiten. Schicksal, Heimat oder Idealen beantwortete die Autorin zum Teil überzeugend, aber teilweise auch ihrem Namen entsprechend. Ihr Name sei Schwermer, sie funktioniere so und dürfe auch so denken (schwärmen), sagte die Autorin, die nicht nur ohne Geld auskommt, sondern auch keine Medikamente nimmt und bei Krankheiten an die Kräfte der Selbstheilung glaubt.
Dem Selbstbewusstsein der Jugendlichen gab sie auf den Weg: „Jeder von Euch ist so wertvoll, dass er eine Bereicherung für die Welt ist“. Sie habe das Gefühl, dass jeder an dem Platz sei, wo er hingehört. Ihre abschließende Frage nach Visionen beantwortete eine Schülerin: „Visionen – ja die gibt es, ich glaube schon, dass etwas falsch gemacht wird, sonst würde manches besser laufen“.